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Street-Photography von Hans Eijkelboom aus Amsterdam –

Auf der documenta gibt es wenig Humor – das mag stimmen. Aber wer die Werke des Niederländers Hans Eijkelboom sieht, wird garantiert Schmunzeln oder sogar Lachen. Der Künstler aus Amsterdam zeigt Menschen, die er auf den Straßen (heimlich) fotografiert hat. Diese Leute sind jeweils auffallend ähnlich gekleidet, und erst zusammen montiert auf einem Bild wirkt das oft komisch – und auf eine besondere Weise hintersinnig, wenn nämlich modische Gleichmacherei so offensichtlich zu erkennen ist. Viele der Besucher diskutieren angeregt vor den Fotografien und fragen sich: Wo finde ich mich denn hier wieder?

Die documenta hat Hans Eikelboom einen eigenen Raum in der Neuen Galerie im Stadtmuseum Kassel spendiert. Wir haben Glück und treffen ihn dort an.

Ein Kunstwerk in zwei Stunden

Der Künstler ist einer dieser sympathischen, offenen Holländer und beantwortet freimütig unsere Fragen. Wie lange er für ein solches Bild benötigt? „Dazu brauche ich nur zwei Stunden“, erzählt er. „Wären es Tage oder gar Wochen, hätte es nicht mehr diesen Reiz und wäre nichts Besonderes“. Die Motive finde er leicht in jeder Innenstadt. Er benötige fünf bis zehn Minuten, dann habe er eine Idee, wie die Serie an diesem Tag aussehen sollte.

Die Bilder sind sozusagen im Vorübergehen aus der Hüfte geschossen. Der Bilderjäger fragt all die Leute nicht um ihre Erlaubnis „Nein, dazu habe ich gar keine Zeit, das würde ja ewig dauern“. Er sucht sich ein Thema, macht unentdeckt seine Fotos, und setzt sie später zu einem ganzen Werk zusammen. Offenbar hat sich noch nie jemand beschwert, ungefragt Teil eines Kunstwerks zu sein.

Dem Katalog „dokumenta 14: Daybook“ entnehme ich, dass Hans Eijkelboom diese fotografische Konzeptkunst praktisch zu einer Leidenschaft erhoben hat – seit Beginn der 90er ist er weltweit in Städten unterwegs und fertigt diese Serien an, wobei es ihm durchweg um das Äußere und Bekleidungsregeln geht. Der Künstler schaffe ein „Dokument faszinierender Gleichheit“, schreibt der Kurator Dieter Roelstraete. Damit gehöre Eijkelboom zu den Wegbereitern der konzeptionellen Fotografie in Europa. Seine Werke wurden weltweit ausgestellt, unter anderem in einer Einzelausstellung im Museum of Modern Art in New York.

Zu den Besonderheiten der documenta gehört, dass sich einzelne Motive oder Arbeiten der Künstler an anderen Orten wiederfinden – das gehört zum Spielprinzip dieser Ausstellung. Und so kommt es, dass ich einen Tag später in der Neuen Galerie eines der frühen Werke von Eijkelboom entdecke, genannt „Die drei Kommunisten“. Ja, lang ist’s her, das war im Jahr 1975. Aber der Künstler ist auf den Fotos ganz gut zu erkennen 😉

                 

mehr zu den Werken von Hans Eijkelboom:

www.photonotebook.de