Jeder Besucher sieht auf den ersten Blick: Diese Performance kann nur aus den USA kommen – eine Mischung aus Stunt-Show, Modern Dance und Zirkusartistik. Streb Extreme Action ist laut, rasant und bunt. Den impulsiv-wilden Bewegungsstil und die Choreographie hat die New Yorker Tänzerin und Künstlerin Elizabeth Streb erdacht und zu einer Kunstform entwickelt. Sie tritt mit ihrer Company auf kleinen wie großen Bühnen auf, ebenso in Sportstadien und auf der Straße.
„Pop-Action“ Premiere auf Kampnagel
Der Auftritt beim Kampnagel Sommerfest war der erste in Hamburg. Die Zuschauer erleben eine temporeiche Performance von Strebs „Superhelden“, die in ihren knallbunten Kostümen durch die Luft fliegen und wieder lautstark fallen, und sich dabei immer am Rande der Schwerkraft bewegen. Für diese neue Form tänzerischer und künstlerischer Akrobatik hat die New Yorkerin den Begriff „Pop-Action“ erfunden.
„Ich glaube, dass Action – auf der Bühne und auf der Straße – die mächtigste Kraft der Welt ist. Ich glaube, das kann traurige Herzen heilen.“
– Elizabeth Streb
Für ihre Avantgarde-Shows hat Elizabeth Streb in den vergangenen 30 Jahren zahlreiche Preise, Auszeichnungen und Stipendien erhalten. In Williamsburg im Stadtteil Brooklyn hat sie einen Ort ins Leben gerufen, der allen offen steht, die sich selbst als Superhero ausprobieren wollen. Die Trainings-und Proberäume mit dem Namen SLAM – STREB Lab for Action Mechanics – zählen jährlich bis zu 10.000 Besucher.
„Elizabeth Strebs Kunst beschwört den Traum vom Fliegen und die Poesie der Geschwindigkeit. Nichts für schwache Nerven – Strebs Werk brennt mit heftiger Schönheit.“
– Peggy Phelan, amerik. Feministin
Talk mit Elizabeth Streb
Im Gespräch mit Intendantin Amelie Deuflhard erläutert die Choreographin, die selbst Ballet studiert hat, und später bei Pionieren des Modern Dance gelernt hat, Arbeitsmethode und Philosophie. „Ich komme vom Modern Dance, und dennoch mag ich Tanz nicht besonders. Mir ist bis heute nicht klar, warum eine Frau beim Tanz hochgehalten oder sogar hochgeworfen und vom Mann wieder aufgefangen wird.“
Streb hat auch eine eigene Haltung gegenüber dem Publikum, sie möchte die Menschen im Saal gerne ganz direkt ansprechen.“Viele Tanzgruppen verhalten sich so, als würde das Publikum da unten im Dunkeln gar nicht existieren, so als seien da gar keine Zuschauer.“ In Brooklyn bilde sie hunderte Menschen aus, von kleinen Kindern bis zu Älteren. In den USA sei diese Art Kunst öffentlich.“Ich möchte nicht elitär sein.“
Der lange Weg zum Superhelden
Die für die Intendantin und das Publikum spannendste Frage ist: Wie wird ein Tänzer zum Akrobaten und Artisten?“ Elisabeth Streb: „Sie kommen zu uns als Tänzer, sie werden zunächst nur am Boden eingesetzt. Erst nach zwei Jahren lassen wir sie in die Luft gehen, an die hohen Geräte.“ Denn die Risiken für die Tänzer sind offensichtlich. Die Übungen seien zum Teil riskant, räumt die Choreographin ein, es komme auch gelegentlich zu leichteren Verletzungen. Die „Pop-Action“ begeistert eben auch gerade wegen dieser ungewöhnlich riskanten Einlagen. Elizabeth Streb sieht das Thema gelassen und aus ihrem eigenen Blickwinkel: „Ich komme aus der Arbeiterklasse, da geht man von vornherein nicht so umsichtig mit seinem Körper um, wie jemand aus der Upper Middle Class.“
Kommentare von Kay Dethlefs