Die Farbe des Judensterns ist nicht zufällig gelb. Die Farbe gelb zieht sich in der Kunstgeschichte seit Jahrhunderten durch Abbildungen und Malereien mit feindseligen, anti-jüdischen Motiven. Der Klassiker ist Giottos Gemälde „Der Judaskuss“ – der Verräter Judas trägt ein gelbes Gewand. Die Farbe wird historisch mit Neid und Gier assoziiert, weniger mit Licht und Lebensfreude, wie heute. Und die Farbe gelb ist dann auch die des Judensterns, den jüdische Bürger sich anstecken mussten, dem Terror der Nazis ausgeliefert. Das ist ein Detail der umfassenden Recherche der Kunsthistoriker:innen Anjelika Spöth und Karina Chernenko.
Das heißt: Das Thema gibt es in der Kunstwelt nicht erst seit der documenta fifteen. Antisemitismus reicht weiter zurück, und gleichzeitig, bis in die jüngste Gegenwart. Denn von einigen Karikaturen in der Süddeutschen Zeitung bis zu den Bankiers in der Welt von Harry Potter gibt es Kritik an den Darstellungen, die anti-jüdisch gedeutet werden können.
Documenta 15 und das Banner People’s Justice
In Kassel habe ich während der documenta mit den beiden Kunsthistoriker:innen Karina Chernenko und Anjelika Spöth eine Reihe von Gesprächen geführt. Es ging natürlich um das Thema Antisemitismus und um das berüchtigte Banner des Künstlerkollektivs Taring Padi aus Indonesien – Auslöser einer großen Welle von Kritik in Medien und Politik.
Recherche in Archiven und Museen
Für die Beiden ist das eine besondere und vor allem eine belastende Arbeit, da beide jüdischer Herkunft sind. Das Thema Antisemitismus in der Kunst wollten sie dennoch aufrollen und haben dazu intensiv recherchiert.
Mit den Ergebnisse ihrer Recherchen haben die beiden Fachfrauen kürzlich eine digitale Talk-Reihe in Kassel angeboten.
Es sind erstaunliche Funde in der Kunstwelt, die sie präsentieren. Teils verblüffend, teils erschreckend. Hier der Link zur Podcast-Episode „Antisemitismus in der Kunst“
Interview mit Sry Marianto, Taring Padi
Im vergangenen Jahr hat der Künstler Sry Marianto vom Kollektiv Taring Padi meine Fragen auf deutsch beantwortet. Der Künstler lebt und arbeitet in München.
Link zum Blogbeitrag, Interview mit Sry Marianto:
Wie tickt das Kollektiv Taring Padi?
Hier der Link zur Website der beiden Kunsthistoriker:innen Anjelika Spöth und Karina Chernenko, die gerne unter dem Label Kunst + kaviar gemeinsam auftreten.
https://www.kunstundkaviar.de/
Zum Thema Judaskuss finden sich sehr instruktive Hinweise auf dieser Website:
https://www.thehistoryofart.org/de/giotto/der-judaskuss/
Foto des Judensterns – Creative Commons, Jacek Proscyk, Polen
Davidstern, CC Wikicommons, Jacek Proszyk
Kommentare von Kay Dethlefs