Wir erinnern die entsetzlichen Bilder von harten Polizeieinsätzen in Minsk und anderen Städten in Belarus, wo Menschen gegen den Machthaber Alexander Lukaschenko auf die Straße gegangen sind. Zum ersten Mal nach den heftigen Protesten wird jetzt junge Kunst aus „Europas letzter Diktatur“ in Hamburg zu sehen sein – Die Idee zur Ausstellung Antikörper hatten die aus Belarus stammende Künstlerin Kristina Savutsina, die schon einige Zeit in Hamburg lebt – und Marie Kuhn, die im Kunstverein Harburger Bahnhof als assistierende Kuratorin arbeitet. Die Künstler sind vor Ort im Westwerk, bis auf Anastasia Mirontsava, die in Belarus im Gefängnis sitzt.
Anastasia Mirontsava – Kunst aus der Zelle
Bemerkenswert ist das Schicksal der jungen Künstlerin Anastasia Mirontsava. Sie und ihre Schwester wurden während der Ereignisse im August vergangenen Jahres festgenommen. Mirontsava wurde zu zwei Jahren politischer Haft verurteilt, erläutert die Kuratorin Kristina Savutsina. Seit einem Jahr sitzt die junge Frau im Gefängnis. Sie hatte ihr letztes Jahr im Fach Malerei an der staatlichen Kunsthochschule in Minsk, aber den Studienplatz hat sie inzwischen verloren. Im Gefängnis versucht die junge Künstlerin, sich mit einfachsten Mitteln künstlerisch zu betätigen. Einige Zeichnungen und Papierobjekte konnte sie Freunden per Post zukommen lassen. Und so gelangten die Arbeiten für die Ausstellung nach Hamburg.
„Over time, strange things happen here. It seems to be flying fast. But sometimes it seems that what happened in the morning happened a week ago. Or it didn’t happen at all.”
– Anastasia Mirontsava in einem Brief
An der Ausstellung nehmen sechs Künstler teil. Darunter Aliaxey Talstou, der demnächst von Berlin nach Hamburg ziehen wird, um hier an der Kunsthochschule (HFBK) zu studieren. In seinen Filmen und Texten setzt er sich mit der aktuellen, politischen Situation in Belarus auseinander. Varvara Sudnik ist mit 20 Jahren die jüngste Teilnehmerin, die Situation in Belarus mischt sie künstlerisch mit Kindergeschichten und realen Ängsten. Die weiteren Teilnehmer sind: Die Künstlerin Tasha Arlova aus Amsterdam, Ihar Hancharuk (Fotografie und Video) , Daria Sazanovich, die in Bremen lebt, und ein Künstlerduo: Die Science-Fiction-Autorin Dzina Zhuk und der Künstler und Informatiker Nicolay Spesivtsev.
Hier gehts direkt zum Interview mit der Künstlerin Varvara Sudnik aus Belarus Junge Kunst in der Diktatur: 5 Fragen an Varvara Sudnik aus Belarus
Programm Antikörper:
Kommentare von Kay Dethlefs