Wir erinnern die entsetzlichen Bilder von harten Polizeieinsätzen in Minsk und anderen Städten in Belarus, wo Menschen gegen den Machthaber Alexander Lukaschenko auf die Straße gegangen sind. Zum ersten Mal nach den heftigen Protesten wird jetzt junge Kunst aus „Europas letzter Diktatur“ in Hamburg zu sehen sein –   Die Idee zur Ausstellung Antikörper hatten die aus Belarus stammende Künstlerin Kristina Savutsina, die schon einige Zeit in Hamburg lebt –  und Marie Kuhn, die im Kunstverein Harburger Bahnhof als assistierende Kuratorin arbeitet. Die Künstler sind vor Ort im Westwerk, bis auf Anastasia Mirontsava, die in Belarus im Gefängnis sitzt.

@ Homoatrox, Minsk, Wikimedia Commons
@ Homoatrox, Minsk, Wikimedia Commons
@ Homoatrox, Minsk, Wikimedia Commons

Anastasia Mirontsava – Kunst aus der Zelle

Künstlerin Anastasia Mirontsava, seit einem Jahr im Gefängnis
Künstlerin Anastasia Mirontsava, seit einem Jahr im Gefängnis
Anastasia Mirontsava „Asya“ Dez., 2020
Anastasia Mirontsava "Brake” 31. Oktober 2020
Anastasia Mirontsava „Brake” 31. Oktober 2020

Bemerkenswert ist das Schicksal der jungen Künstlerin Anastasia Mirontsava. Sie und ihre Schwester wurden während der Ereignisse im August vergangenen Jahres festgenommen.  Mirontsava wurde zu zwei Jahren politischer Haft verurteilt, erläutert die Kuratorin Kristina Savutsina. Seit einem Jahr sitzt die junge Frau im Gefängnis. Sie hatte ihr letztes Jahr im Fach Malerei an der staatlichen Kunsthochschule in Minsk, aber  den Studienplatz hat sie inzwischen verloren. Im Gefängnis versucht die junge Künstlerin, sich mit einfachsten Mitteln künstlerisch zu betätigen. Einige Zeichnungen und Papierobjekte konnte sie Freunden per Post zukommen lassen. Und so gelangten die Arbeiten für die Ausstellung nach Hamburg.

Anastasia Mirontsava, Selbstporträt
Anastasia Mirontsava, Selbstporträt

„Over time, strange things happen here. It seems to be flying fast. But sometimes it seems that what happened in the morning happened a week ago. Or it didn’t happen at all.”

–  Anastasia Mirontsava in einem Brief

 

Anastasia Mirontsava
Anastasia Mirontsava

An der Ausstellung nehmen sechs Künstler teil. Darunter Aliaxey Talstou, der demnächst von Berlin nach Hamburg ziehen wird, um hier an der Kunsthochschule (HFBK) zu studieren. In seinen Filmen und Texten setzt er sich mit der aktuellen, politischen Situation in Belarus auseinander. Varvara Sudnik ist mit 20 Jahren die jüngste Teilnehmerin, die Situation in Belarus mischt sie künstlerisch mit Kindergeschichten und realen Ängsten. Die weiteren Teilnehmer sind: Die Künstlerin Tasha Arlova aus Amsterdam, Ihar Hancharuk (Fotografie und Video) , Daria Sazanovich, die in Bremen lebt, und ein Künstlerduo: Die Science-Fiction-Autorin Dzina Zhuk und der Künstler und Informatiker Nicolay Spesivtsev.

Hier gehts direkt zum Interview mit der Künstlerin Varvara Sudnik aus Belarus Junge Kunst in der Diktatur: 5 Fragen an Varvara Sudnik aus Belarus

Kuratorinnen Marie Kuhn und Kristina Savutsina

Programm Antikörper: 

Freitag, 1. Oktober 2021, 19 Uhr

Künstler:innengespräch

Samstag, 2. Oktober

16 Uhr (englisch)

mit Anmeldung per E-Mail

Filmscreening 

Tasha Arlova und Kristina Savutsina

Donnerstag, 7. Okt., 19 Uhr

Ausstellung Antikörper 2. bis 10. Oktober 2021

Montag bis Freitag 1419 Uhr

Samstag und Sonntag 1219 Uhr

Link zum Westwerk mit weiteren Infos
Link zu Homoatrox, Minsk – Wikimedia Commons, CC-Lizenz
Autor: Kay Dethlefs

Email: mail@hamburgarts.de