Sie gilt vielen als die wichtigste Künstler:in auf der documenta. Die Kubanerin Tania Bruguera. Als politisch engagierte Installations- und Performancekünstler:in ist sie weltweit bekannt – und in ihrem Heimatland Kuba ist sie längst eine Instanz. In den vergangen Jahren hat sie dort politisch sehr viel bewegt. Die Künstler:in ist vor allem auch Aktivist:in – gegen das sozialistische System in Kuba. Im Jahr 2015 entstand aus einer ihrer Kunstaktionen das Instituto de Artivismo Hannah Arendt (INSTAR), eine Anlaufstelle für Menschen unterschiedlicher politischer Couleur, die sich gegen den Missbrauch des Regimes stellen.

Kollektiv INSTAR, Kuba Foto: INSTAR

Tania Bruguera: „I’m an artivist.“

„I’m an artivist, artist and activist!“. Das sagt die Künstler:in im Podcast-Interview: Es gelang der Kubaner:in aus dem Stand heraus über die sozialen Medien eine Bürgerkampagne zu starten. Themen sind Meinungsfreiheit, Menschenrechte, gerechte Löhne, um nur einige zu nennen. Das Engagement ist riskant, die Aktivist:in wurde mehrmals von der Polizei festgenommen. Als Konsequenz dieses regierungs-kritischen Aktivismus musste sie das Land verlassen. Tania Bruguera lebt heute in den USA, wo sie eine Professur für Kunst erhielt.

Künstler im Gefängnis – Kuba entzaubert sich

Das Land liegt wirtschaftlich am Boden. Die Behörden dulden keine Proteste, auch nicht Aktionen von regierungskritischen Künstlern, so berichtet Tania Bruguera im Interview. Im Juni wurden zwei prominente Künstler aus Kuba zu hohen Haftstrafen verurteilt. Neun Jahre Gefängnis für den kubanischen Rapper und zweifachen Latin-Grammy-Gewinner Maykel „El Osorbo“ Castillo, und fünf Jahre für für den regierungskritischen Künstler Luis Manuel Otero Alcantara.

documenta-Halle: 100 Tage volles Programm

In der documenta-Halle in Kassel gestaltet die „Artivistin“ drei Räume, dabei überrascht Tania Bruguera mit einem Programm, das alle zehn Tage wechselt. Neue Künstler:innen kommen und stellen dort aus. Dazu gibt es Diskussionen und Workshops. Tania Bruguera: „Wir wollten, dass ein Gespräch in Gang kommt“. Und das scheint auch zu gelingen. Denn was nach Theorie und Seminar klingt, trifft auf ein verblüffend großes Interesse bei den Besucher:innen. Zu ihrem Konzept sagt die Kubanerin: „Künstler haben verstanden, dass es nicht darum geht, politische Kunst zu machen“. Sondern Künstler nutzen heute die Kunst, damit andere politisch handeln können. In der Ausstellung erinnert INSTAR an Künstler, die in ihrem Heimatland in den vergangenen Jahren zensiert wurden.

 

Und hier der Link zur Podcast-Episode mit Tania Bruguera:

Hier der Link zur Website der documenta fifteen mit Informationen zu Tania Bruguera.

https://documenta-fifteen.de/lumbung-member-kuenstlerinnen/instituto-de-artivismo-hannah-arendt/

Und hier der Link zu der ersten Folge des Podcasts zur documenta mit den Kunstprofis KUNST + kaviar

https://hamburgarts.de/documenta-podcast-mit-kunst-und-kaviar/

Autor: Kay Dethlefs