Unterwegs mit weißen, gestapelten Kartons in den Armen, und damit einen Tag lang durch Hamburg ziehen, von Kunstort zu Kunstort, das sind die Aufgaben für mich, um bei dem Projekt BOXING THE CITY mitzumachen. Und etwas Mut gehört auch dazu, denn mir war schon klar, dass ich ein seltsames Bild für meine Mitmenschen abgebe, wenn ich etwas ungelenk mit dieser leeren Kiste unterwegs bin. Und dann, das gehörte auch dazu, bitte reichlich Fotos machen, und schriftliche Notizen. Die Tour können sich die Teilnehmenden aussuchen. Und wozu das Ganze?

BOXING THE CITY – worum geht es?

Erfunden hat dieses Projekt der Hamburg Medienkünstler Jan Holtmann von der noroomgallery. BOXING THE CITY, das ist Kunst im öffentlichen Raum, beweglich, und natürlich vergänglich, es bleiben die Erinnerungen, und genau darum geht es: „Die Aktion soll sich in die Erinnerung der Stadt einschreiben“, sagt Jan Holtmann. Immerhin hat er mit der Idee den ersten Preis bei einem Wettbewerb der Stadt gewonnen. Es konnten 100 Bürger der Stadt teilnehmen, ganz unabhängig von Beruf und Alter, der Künstler lockte mit einem großzügigen Honorar von 240 Euro für diesen einen Tag.

„Wo ist Taylor Swift?“

10 Uhr. Für mich ist es ein besonderer Tag, und für Hamburg erst Recht, denn US-Superstar Taylor Swift gibt zwei Konzerte. Jans Auftrag an mich, ich möge zu Beginn meiner Tour vor dem Hotel Vier Jahreszeiten anhalten, wo Taylor Swift übernachtet, ideal um einige Fotos zu machen. „Haben sich vor dem Hotel schon die Swifties versammelt?“ Ich sehe einige Polizisten, ein Tourbus parkt vor dem Hotel, doch von dem Superstar noch keine Spur, womöglich schlürft Taylor noch ihren fettarmen Karamell-Latte. Ich werde wieder kommen.

Kunsthalle, Kampnagel, Gängeviertel – Meine Tour durch Hamburg

Meine Tour beginnt danach, gegen 10.15 Uhr an der Kunsthalle, wo ich die Kiste in Empfang nehme. Mein Plan sieht vor, über die Lange Reihe in St. Georg zur Kunsthochschule (HfbK) zu laufen, von dort weiter zur Kampnagel Theaterfabrik. Eine Gelegenheit für ein kleines Mittagessen. Zwischendurch nehme ich den Bus, denn zeitlich wird es eng, auf meinem Plan stehen noch die Galerie Multiple Box, das Bismarck-Denkmal, das Gängeviertel.

Die ersten Ergebnisse – „Best of“

Hier seht Ihr eine kleine Auswahl an Fotos der Teilnehmenden, die sich im Laufe der Wochen bei Jan Holtmann angesammelt haben. Viele haben der eigenen Kreativität freien Lauf gelassen. Hier meine kleine „Best of“-Auswahl

Taylor Swift – noch einmal zum Hotel

16.00 Uhr. Hotel Vier Jahreszeiten. Mein neuer Versuch, Taylor Swift an diesem Nachmittag vor die Smartphone-Linse zu bekommen.  Inzwischen haben sich hier jede Menge Fans versammelt. Zwei Frauen meinen, die Abläufe bei großen Konzerten zu kennen: „Wir haben 40 Jahre Erfahrung als Groupie“ sagen sie mir, und wetten darauf, dass Taylor Swift noch im Hotel ist, und jeden Moment heraus kommt. Neben mir steht ein junger Amerikaner, ein Arzt aus New York, der neugierig nach meinen Kisten fragt. Ich erläutere das Kunstprojekt, und der Mensch, dem ich zuletzt auf meiner Tour begegne, versteht die Idee dieses Projekts auf Anhieb, und ist dazu restlos begeistert. „Who is the guy behind this project?“ Während ich dem Touristen die Arbeit von Medienkünstler Jan Holtmann erläutere, und wir uns austauschen und fachsimpeln, kommt einer der Polizisten und ruft uns Wartenden zu: „Die ist doch längst im Stadioooon!“ Meine Mission erkläre ich damit für beendet, und erleichtert zuckel ich den letzten Weg zurück zur Kunsthalle, wo ich die Kiste ordnungsgemäß abgebe.

Link zur Homepage von Medienkünstler Jan Holtmann, noroomgallery

http://www.noroomgallery.com/home/

Autor: Kay Dethlefs